Demenz: Was wäre, wenn es an der Gehirnmikrobiota läge?

Eine altersbedingte Schwächung des Immunsystems kann die Vermehrung dieser Mikroorganismen im Gehirn begünstigen. Tatsächlich finden sich bestimmte Bakterien wie Staphylokokken und Streptokokken sowie Pilze wie Cryptococcus und Candida in größerer Anzahl im Gehirn von Menschen mit Alzheimer.

Eine Analyse der Alzheimer’s Pathobiome Initiative, die 86 klinische Fälle umfasste, zeigte sogar das Vorhandensein von Borrelia burgdorferi, dem für die Lyme-Borreliose verantwortlichen Bakterium, bei mehreren an Demenz leidenden Patienten.

Es scheint jedoch, dass nicht ein einzelner Krankheitserreger für neurodegenerative Erkrankungen verantwortlich ist, sondern vielmehr ein globales Ungleichgewicht der Hirnmikrobiota. Eine Analyse von 32 menschlichen Gehirnen (die Hälfte davon mit Alzheimer-Krankheit) zeigte, dass bestimmte mikrobielle Assoziationen mit verschiedenen Krankheitsstadien korrelierten (Mené et al., 2023). Einige Wechselwirkungen zwischen Bakterienarten können Hirnschäden sogar verschlimmern und so bereits geschwächte Neuronen zusätzlich belasten.

Wie gelangen Mikroben ins Gehirn?
Wenn die Blut-Hirn-Schranke das Gehirn schützen soll, wie gelingt es diesen Mikroorganismen dann, sie zu überwinden? Es wurden mehrere Hypothesen aufgestellt:

Die Nutzung von Immunzellen als „Trojanisches Pferd“, das es ihnen ermöglicht, die Schutzbarriere des Gehirns unbemerkt zu überwinden;
die Produktion von Enzymen, die die Blut-Hirn-Schranke abbauen und so kleine Risse erzeugen, die ihren Durchtritt erleichtern;
die Infiltration über sensorische Nerven, insbesondere jene der Nase und des Mundes, die einen direkten Zugang zum zentralen Nervensystem ermöglichen;
der Durchtritt über den Vagusnerv, eine direkte Verbindung zwischen der Darmmikrobiota und dem Gehirn, der die Migration einiger pathogener Mikroorganismen begünstigen könnte.
Diese Entdeckungen werfen neue Fragen zum Gesamteinfluss der Mikrobiota auf die Gehirngesundheit auf und eröffnen neue Perspektiven für die medizinische Forschung.

Neue Therapieansätze?
Die Entdeckung eines Zusammenhangs zwischen Mikroben und Neurodegeneration könnte unseren Ansatz zur Prävention und Behandlung von Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson revolutionieren. Könnten antimikrobielle Mittel eine Schutzfunktion gegen diese Erkrankungen ausüben?

Studien haben bereits gezeigt, dass Menschen, die wegen Herpes behandelt wurden,